Newsbeiträge » Sonntagswort

32. Sonntag im Jahreskreis - 07./08.11.2009

Eingereicht von markus am 06. Nov 2009 - 09:06 Uhr
Je näher es nach Jerusalem geht, desto schärfer wird Jesus. (Mk 12,38-44) Er wird kritischer und konfrontierender, er polarisiert beinahe, und er grenzt sich sehr deutlich ab. Auch Jesus ringt oft nach Worten, und so greift er zu Kontrastbeispielen, die das, was ihm wichtig ist, vielleicht auch noch viel härter erscheinen lassen.
Wie immer sind der Zusammenhang und der Anlass wichtig, um einen Menschen und um auch Jesus zu verstehen: Er hat ja durchaus Sympathien für die Schriftgelehrten, die sich für die Botschaft Gottes interessieren. Aber kaum etwas ist enttäuschender, als wenn jemand Gutes missbraucht für Bereicherungen jeglicher Art. Auch die eigene, mühsam gehütete Rechtschaffenheit kann eine solche sein, weil sie immer darauf abzielt, das Erworbene ja recht fest zu halten.

Jesus weist auf die arme Frau hin, die „aus ihrer Armut gegeben" hat, wie es im Text eigentlich heißt. Jesus liebt das großzügige Herz, und so weist er auf diese Frau hin. Jesu Botschaft hat viel mit Hingabe und mit der Einladung zu einem großzügigen Herzen zu tun - mit dem verrückten Versprechen, dass wir im Hingeben und in der Großzügigkeit reiches Leben finden werden.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  

31. Sonntag im Jahreskreis - 31.10./01.11.2009

Eingereicht von markus am 30. Okt 2009 - 09:10 Uhr
Ich gebe zu: Sie gefallen mir eigentlich nicht, die (meist barocken) Gemälde von Heiligen, die mit verdrehten Augen und verzücktem Gesicht gen Himmel schauen, während an ihrem Leib schreckliche Marterwerkzeuge ausprobiert werden. Je leidenschaftlicher der Blick ins Jenseits gerichtet ist, desto weniger scheinen die irdischen Leiden zu existieren. Sieht Heiligkeit so aus?
Jesu Leben sah anders aus: Er ging mitten hinein in die Not der Menschen, in die Auseinandersetzung mit unmenschlichen Systemen, in Angst und Krankheit, Gottesverlassenheit und Tod. Das verzückte Abwenden von der Welt war seine Sache nicht, auch nicht in seiner modernen Variante, die so ähnlich heißt wie: „Jeder muss selber sehen, wie er zu seinem Glück kommt!"
Deshalb nennt er die selig, die sich noch nicht eingerichtet haben in den Realitäten dieser Welt. Die die reibungslosen Abläufe der Gesellschaft stören mit ihrer Trauer, ihrer Naivität, ihrem Hunger nach Gerechtigkeit. Wir könnten die Liste weiterschreiben: Selig, denen noch die Tränen in die Augen steigen, wenn in der Tagesschau Blut und Leichenteile in Großaufnahme erscheinen. Selig, die den Mund aufmachen, wenn am Stammtisch über „die Muslime, die doch alle Mörder sind" hergezogen wird. Selig, die unbeirrt glauben an einen neuen Himmel und eine neue Erde: Sie sind auf dem besten Weg zur Heiligkeit.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  

30. Sonntag im Jahreskreis - 24./25. Oktober 2009

Eingereicht von markus am 22. Okt 2009 - 22:48 Uhr
Der praktische Atheismus ist tot, kaum jemand stellt sich noch vor die Öffentlichkeit und streitet dafür, dass Gott tot sei. Doch ersetzt wurde er durch einen schleichenden Atheismus, durch einen weit verbreiteten Glauben an "ein göttliches Wesen, eine höhere Macht; an irgendetwas, das möglichst fern ist und möglichst wenig mit dem Leben zu tun hat. Doch das ist kein Glaube - zumindest kein christlicher. Mein christlicher Glaube rechnet mit Gott, ich ziehe ihn hinein in den alltäglichen Kleinkrieg der Arbeit, in meine Beziehungen, in die Ängste und Sorgen, die mich belasten. Warum?
Weil ich Gott etwas zutraue, weil ich ihn ernst nehme, weil ich ihn beim Wort nehme, weil ich ihm glaube. Die Frage, die Jesus dem blinden Bartimäus stellt: Was soll ich dir tun?, die darf auch ich, dürfen wir alle persönlich nehmen. Ich bin es, der gefragt wird: Was willst du, das ich dir tun soll? Und dann soll mir - uns allen - kein Wunsch, keine Bitte, ja selbst keine vergrabene, kaum selbst eingestandene Sehnsucht mehr im Halse stecken bleiben. Der Volksmund kennt das blinde Vertrauen, der Glaube gehört nicht dazu, im Gegenteil: Wer glaubt und vertraut, erkennt manches, das anderen verborgen bleibt.
Der blinde Bartimäus hatte von Jesus gehört (Mk 10.46-52), hatte genau hingehört. Und aus dem Hören war ein Vertrauen gewachsen. Und als Jesus vorbeikommt, erhebt er seine Stimme und wirft sogar seinen Mantel weg - einziger Besitz des Bettlers. Ein weiterer Vertrauensbeweis. So muss Jesus nur sagen: "Dein Glaube hat dir geholfen." So heilt das Zuhören das Sehen.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan

29. Sonntag im Jahreskreis - 17./18. Oktober 2009

Eingereicht von markus am 16. Okt 2009 - 08:00 Uhr
Das Zeichen der Christen ist der Dienst. So sieht es Jesus. (Mk 10,35-45). Die Jünger sehen es anders. Sie wünschen sich die Herrschaft. Nicht nur die Jünger und Jüngerinnen zurzeit Jesu.
Heute dürfte es ähnlich sein. Wenn wir schon Gottes Willen erfüllen, werden viele denken, dann könnten wir auch etwas davon haben. Geld zum Beispiel. Oder etwas Ruhm. Oder mehr Einfluss. Spätestens jedoch einen guten Platz im Himmel.
Davon träumen in der Bibel schon die Jünger Jakobus und Johannes. Und weil sie mutig sind, fragen sie Jesus direkt: Bitte, lass uns im Himmel neben dir sitzen. Als Jesus ihnen antwortet, werden sie immer mutiger. Ja, sagen sie, wir können, wenn wir müssen, ebenso leiden und standhaft bleiben wie du.
Das sind starke Worte. Ich könnte sie nicht sprechen. Jesus weist die beiden aber nicht zurück. Er sagt nur, was er genau weiß: Wer unter euch groß sein will, soll dienen. Das muss genügen. Dienst ist alles. Über Ruhm, Einfluss, Geld oder einen Platz im Himmel entscheidet dann Gott allein. Der Dienst muss uns genügen. Wer sich nicht selbst erhaben dünkt, wird groß. Mit Gottes Hilfe.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams
Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  

27. Sonntag im Jahreskreis - 03./04. Oktober 2009

Eingereicht von markus am 02. Okt 2009 - 09:02 Uhr
Ein Satz wie ein Fels in der Brandung: Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen! (Mk 10,2-12) Ist das ein Satz, der Sicherheit und Halt geben kann, oder einfach nur ein anachronistischer Monolith, den man vergessen hat wegzuräumen? Ich persönlich würde ihn ungern fett gedruckt im Büro einer kirchlichen Eheberatung hängen sehen. Ich würde ihn auch niemandem kalt entgegenhalten wollen, der eine solche Trennung vollzogen hat. Nein, als Gesetz will ich diesen Satz nicht. Viel eher will ich diesen Satz als wunderbare Erinnerung, um es nicht zu vergessen: dass Gott sich das so ausgedacht hat und mit seiner ganzen Liebe dahinter steht, wenn zwei Menschen sich finden und binden und einander glücklich machen wollen. Oder auch als offenes, klares Wort mir ins Herz und ja, ins Gewissen geredet: dass eine Bindung dieser Art meine äußerste Anstrengung verdient, sie auch durch schwere Krisen zu tragen und immer neu einzugehen. Das schließt ein Scheitern nicht aus, aber es kann nur am Ende eines langen Weges stehen. Die Wortwahl ist bestimmt nicht zufällig: Was Gott „verbunden" hat, meint wörtlich, was er„unter ein Joch zusammengespannt" hat. Eheleute mögen Ochsen sein, die sich für eine Knochenarbeit einspannen lassen, aber als Gespann können sie die schwere Aufgabe auch schaffen.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan

26. Sonntag im Jahreskreis - 26./27. September 2009

Eingereicht von markus am 27. Sep 2009 - 11:09 Uhr
Wer Christ sein darf, entscheiden nicht die Christen, sondern Christus selbst gibt es uns vor. Wem er die Hand reicht, den dürfen wir nicht aus unseren Gemeinden fern halten, weil er zu fortschrittlich oder zu konservativ ist oder auf andere Weise unseren Vorstellungen nicht entspricht. Die Gefahr, jemanden am Glauben zu hindern, weil er nicht unseren Maßstäben entspricht, führt das Evangelium drastisch vor Augen (vgl. Mk 9,38ff)
Fremde Wundertäter? „Hindert sie nicht!" Verführerische Gliedmaßen? „Hau sie ab!" –

Wie passt das zusammen? Manchmal habe ich den Verdacht, die antiken Kopisten haben beim Abschreiben etwas ausgelassen. Doch für den Evangelisten Markus gehören beide Forderungen zusammen - als Mahnung an den engsten Jüngerkreis, man könnte heute sagen: an Kirchenleitung und ihre Gremien. Übersetzt könnten die Worte Jesu heißen:„ Wer Gutes tut und im Namen Jesu helfen will, soll das tun. Man muss sich nicht mit Leib und Seele der Kirche verschrieben haben, um in ihrem Sinne zu handeln." Das bedeutet auch, dass Christen aufmerksam und dankbar sein sollen für alle Zeichen der Liebe und Sorge, die außerhalb ihrer eigenen Zirkel geschehen. Diese Aufmerksamkeit fordert auch der zweite Teil des Evangeliums: „Ihr alle, denen irgendeine Leitungsaufgabe anvertraut ist, achtet auf euer Tun. Werdet nicht unglaubwürdig für die einfachen Gläubigen in der Kirchenbank. Wenn sie Euretwegen ihren Glauben an den gütigen Gott verlieren, dann ist das eine ernste Sache!" Hand abhauen, Auge ausreißen - Jesus fordert mit drastischen Worten auf, nicht alles zu tun, worauf wir gerade Lust haben. Es lohnt sich zu verzichten, sich anzustrengen, die Folgen des eigenen Handelns im Blick zu haben. Nicht um sich zu quälen, sondern um das Reich Gottes zu verwirklichen. Darum geht es Jesus in all seinen Forderungen.


Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

 Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  

25. Sonntag im Jahreskreis - 19./20. September 2009

Eingereicht von markus am 19. Sep 2009 - 10:37 Uhr
Die Jünger Jesu verstehen eigentlich nichts von ihm. Das lesen wir immer wieder im Neuen Testament. Sie hören zu, aber sie verstehen Jesus nicht. Aber etwas anderes verstehen sie sehr gut: sich zu streiten. Wer ist der Größte unter ihnen? Darüber streiten sie gerne. Und gerade dieser Streit, der einem vorkommt wie im Kindergarten, ist der beste Beleg dafür, dass die Jünger eigentlich nichts von Jesus verstehen. (Mk 9,30-37)

Hoffentlich machen wir es besser. Hoffentlich haben wir andere Probleme als die Jünger. Hoffentlich gibt es bei uns keine Hahnenkämpfe in der Pfarreiengemeinschaft und den einzelnen Gemeinden, im Pfarrgemeinderat und am Arbeitsplatz. Besser ist es, wenn es allein um die Sache geht. Die nämlich benennt Jesus eindeutig: Wer groß sein will, soll dienen. Und dann zeigt uns Jesus ein Kind, also einen völlig abhängigen Menschen, und befiehlt den Jüngerinnen und Jüngern dieses Kind an. Nehmt dieses Kind in eure Obhut, sagt Jesus, und ihr nehmt mich auf. Nehmt das Schwächste von allen zu euch, und ihr kümmert euch um mich. Das ist klar. Da gibt es nichts mehr zu deuten. Besser als sich um sich selbst zu kümmern ist es, sich um das Schwache zu kümmern. Wer ganz unten anfängt, ist bald ganz oben. Bei Jesus.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

 Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  

24. Sonntag im Jahreskreis - 12./13. September 2009

Eingereicht von markus am 11. Sep 2009 - 08:11 Uhr

Mit welchen Augen lesen wir das Evangelium? Mit welchen Ohren hören wir Jesus sprechen? Wen und was machen wir aus Jesus? Eine ewig wachsame moralische Instanz, ständig mit erhobenem Zeigefinger unterwegs: „Als guter Christ solltest du eigentlich..., eine gute Christin müsste doch ...!"?
Das mag ein wenig übertrieben klingen, aber mir kommt allzu oft ein solches Bild Jesu entgegen. Ein zu klein angesetztes, das leicht ins Gegenteil kippen kann: Der immer liebe Gott. „Freu dich doch, Jesus liebt dich. Halleluja."
Jesus ist einer, der zum Leben einlädt - liebevoll werbend und tröstend einerseits, und mich mit klaren Worten auf die manchmal raue Wirklichkeit hinweisend andererseits. Beides führt zum Leben und zum Segen, für mich und für andere. Mir tut heute gut, dass Jesus eine tiefe Wahrheit des Lebens beim Namen nennt: Wenn ich meinem Leben, meinem Glück mit aller Gewalt nachlaufe, weil ich es möglichst hier und heute haben muss, dann wird mir bald die Luft ausgehen. Ich werde merken, wie ich in Atemlosigkeit und Unersättlichkeit gerate.
Wenn ich mit einem großzügigen, hingebenden, liebevollen Herzen an das Leben und die Menschen herangehe und mich dabei in den Dienst eines Größeren - des Größeren - stelle, werde ich viel gewinnen. Einen Geschmack, einen Duft, eine Ahnung vom erfüllten Leben (vgl. Mk 8,27 – 35).

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  
Sonntagsbrief vom 13. Sept. 09


23. Sonntag im Jahreskreis - 05./06. September 2009

Eingereicht von markus am 04. Sep 2009 - 20:39 Uhr
Religionswissenschaftlich versierten Hörern könnte die Spucke wegbleiben. Jesus heilt den Taubstummen ganz und gar in der Manier antiker Wunderheiler (Mk 7,31-37). Einzelne Elemente dieser Heilungspraxis finden sich tausendmal in den Kulturen dieser Welt. Der Heiler - Jesus, in diesem Fall - nimmt seinen Klienten beiseite, weil er seine Künste geheim halten will. Er berührt die kranken Organe mit seinen Fingern und seinem Speichel. Ähnlich wie das Blut und der Atemhauch gilt Speichel in vielen Kulturen als Lebensträger und besonders probates Heilmittel. Er blickt auf zum Himmel und seufzt tief, um den Geist herabzurufen und einzusaugen, mit dessen übermenschlicher Kraft die Wunderheilung gelingen soll. Und dann rezitiert er ein Zauberwort, dessen magische Kraft durch seinen fremden Klang und seine geheimnisvolle Herkunft noch gesteigert wird. Macht Markus damit Jesus zu einem von vielen, zu einem Wunderheiler unter Tausenden? Wohl kaum. Die erstaunten Zeugen des Geschehens preisen Jesus als den Messias, der die Schöpfung wieder in den guten Ursprungszustand zurückführt. Mich aber rührt die Erzählung gerade deshalb, weil Jesus hier so selbstverständlich und anschaulich als ein Wunderheiler seiner Zeit und Kultur vorgestellt wird. Es ist für mich ein erfrischend anderes Bild seiner Menschwerdung und seines Menschseins.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  
Sonntagsbrief vom 6. Sept. 09

22. Sonntag im Jahreskreis - 29./30. August 2009

Eingereicht von markus am 28. Aug 2009 - 15:08 Uhr
In der Bibel begegnen uns an vielen Stellen Reinigungsriten wie z.B. das häufige Händewaschen. Dabei geht es um weit mehr als um Sauberkeit oder Hygiene. Die Reinhaltung des Körpers und die rituelle Abschottung von allen unreinen Einflüssen ist vor allem eine symbolische Handlung von weitragender Bedeutung.
Der menschliche Körper steht gewissermaßen für die Gesellschaft selbst (oder für eine bestimmte Gesellschaftsschicht), sodass die Reinhaltung des Körpers ein symbolischer Ausdruck dafür ist, die eigene Gesellschaft (oder Gruppe) vor Verunreinigungen und unlauteren Vermischungen zu bewahren.
Gerade deshalb ist es ein solcher Affront, wenn Jesus mit "Zöllnern und Dirnen" zusammensitzt und sogar mit ihnen isst. Jesus weicht damit gesellschaftliche Grenzen auf und gefährdet damit die Identität gewisser Gruppen. So gesehen lässt sich in den Worten Jesu an die Pharisäer bereits der Grundstein erkennen für die grundsätzliche Öffnung Jesu - und des späteren Christentums - auf alle Völker hin; denn Jesus kritisiert mit scharfen Worten die Abschottungsrituale der Pharisäer.
So gesehen sind Jesu Worte auch brandaktuell für christlich geprägte Länder in Europa im Hinblick auf Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik. Denn es gibt guten Grund, die Worte des Evangeliums auch so zu lesen: Nichts, was von außen in ein Volk hineinkommt, kann es "unrein" machen, sondern was aus einem Volk herauskommt, das macht es "unrein" (vgl. Mk 7,15).

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

 Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  

21. Sonntag im Jahreskreis - 22./23. August 2009

Eingereicht von markus am 21. Aug 2009 - 22:10 Uhr
Jesus und seine Jünger - ein unerschöpfliches Thema. Schon Jesus und Petrus geben genug Stoff für einen abendfüllenden Film. Mal nimmt Petrus den Mund sehr voll, mal ist er kleinlaut oder gar ein Leugner. Und dann wieder hat er ganz helle Momente wie kein anderer Jünger. Mitten im großen Streit um die Lehre Jesu zum Beispiel, als viele ehemalige Anhänger Jesus schon längst verlassen hatten, seufzt Petrus hellsichtig: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.

Wer könnte das schöner sagen als Petrus, dieser buchstäblich zu allem fähige Nachfolger Jesu. Was er genau sagt, das weiß er oft selber nicht. Aber trotzdem trifft er den Nagel auf den Kopf. Aus ihm spricht Gott, sozusagen. Wir dürfen manchmal Gott hören, wenn Petrus spricht. Und einmal, im Evangelium des Johannes, trifft Petrus sogar alle Nägel mit einem Schlag auf den Kopf: Herr, du hast Worte des ewigen Lebens. Wir können nicht weg. Sonst sind wir verloren. Das will Petrus sagen. Kurz danach will er weglaufen. Und scheitert jämmerlich. Nur wer bleibt, gewinnt das Leben.
Bei Jesus leben wir, auch wenn wir sterben.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

 Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan  

20. Sonntag im Jahreskreis - 15./16. August 2009

Eingereicht von markus am 14. Aug 2009 - 08:45 Uhr

"Ist das hier eine öffentliche Einladung zum grausamen Kannibalismus?" Das, was Jesus von sich als dem lebendigen Brot und von seinem Fleisch und Blut erzählt, "schmeckt" den Juden überhaupt nicht. Im Gegenteil! Sie geraten in einen heftigen Streit um die Frage: "Wie meint Jesus das, wenn er uns großzügig sein eigenes Fleisch und  Blut als Speise anbietet?" (Joh, 6,51-58)

Wo liegt das Problem? Zwei Ursachen könnten zum Streit geführt haben. Zum Einen habe ich den Eindruck, dass sie einfach nicht richtig hingehört haben. Sonst wäre ihnen sicher aufgefallen, dass Jesus mit dem Bildwort vom lebendigen Brot sein eigenes Leben meint, das er für uns hingibt. D.h. Jesus prophezeit, dass er für uns stirbt.

Zum Zweiten müssen wir bedenken, dass die Juden zum Zeitpunkt der Rede noch nichts von seinem letzten Abendmahl, von seinem Kreuzestod und erst recht nichts von seiner Auferstehung ahnten, geschweige denn wussten.

Da haben wir es heute, die wir um Jesu Tod und Auferstehung wissen, leichter. - Oder auch nicht?

Denn je länger ich über diese Rede nachdenke, desto mehr spüre ich, dass etwas Geheimnisvolles, etwas schwer Verdauliches in den Worten Jesu liegt. Daran werden wir, ähnlich wie die Juden, wohl noch eine Weile "zu kauen" haben.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Hartmut Sinnigen, Pastor



19. Sonntag im Jahreskreis - 08./09. August 2009

Eingereicht von markus am 07. Aug 2009 - 10:42 Uhr

Marshall Sahlins, einer der bekanntesten Ethnologen unserer Zeit, hat einmal mit der ihm eigenen Ironie angemerkt: Es ist eigentlich erstaunlich, dass die Christen nicht auch bis zu dem rituellen Kannibalismus der (vorkolonialen) Fidschianer vorgedrungen sind; schließlich standen sie nur so knapp davor! - Wenn uns dieser Satz, der hier aus seinem Zusammenhang gerissen wurde, empört, dann hätte das auch sein Gutes. Wir könnten dann nämlich sehr viel besser nach­empfinden, was Jesus bei seinen Zuhörern provoziert hat mit den Worten: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch..." Unverständnis, Empörung, Entsetzen, die in der Fortsetzung des Evangeliums (am nächsten Sonntag) noch klarer zum Ausdruck kommen. Was ist geblieben von diesen unerhört deftigen, markigen Worten Jesu (vgl. Joh 6,41 -51)?
Wie weit hat sich davon der Ritus des Kommunionempfangs - in seinem rein äußeren Erscheinungsbild - doch entfernt! Selbst für ein rituelles Mahl ist der Mahlcharakter ausgesprochen vage. (Die evangelischen Christen haben hier noch mehr bewahrt als die Katholiken.)
Manchmal wünschte ich mir, wir könnten zurückkehren zu einer anderen Form, die auch äußerlich noch etwas erkennen lässt von diesem Elementarereignis, das hier stattfindet: Wir essen und teilen miteinander das Fleisch Jesu, wir empfangen und essen das „lebendige" Brot, das uns immer wieder neu Leben einhauchen will - Leben für uns, Leben für alle. Dieses gemeinsame Mahl sollte nicht nur Erstkommunionkinder erregen, sondern auch uns „eingefleischte" Christen im Innersten treffen und verwandeln, unruhig und tatendurstig machen.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Hartmut Sinnigen, Pastor


18. Sonntag im Jahreskreis - 01./02. August 2009

Eingereicht von markus am 03. Aug 2009 - 21:47 Uhr
Gott nicht im Weg zu stehen, ist schon viel, was wir tun können.
Wir Menschen damals wie heute wollen Werke tun und etwas bewirken. Und das ist auch gut so. Aber wir Menschen damals wie heute müssen uns sagen lassen, dass wir nicht die Werke Gottes tun können.
Was wir aber tun können, ist zulassen, dass Gott durch uns seine Werke tut.
Bereit sein, sich Gott und seinem Plan zur Verfügung zu stellen, bereit sein für sein Tun an uns und durch uns, das ist die große Herausforderung, vor die uns Jesus heute stellt.
Aber wie macht man das?
Es geht nicht um ein Tun, sondern um eine innere Haltung, die wir tagtäglich üben müssen. Es geht darum, zu glauben, dass Gott ein großes Potenzial in mich gelegt hat, dass er Großartiges durch mich bewirken kann, zu glauben, dass in meiner tiefsten Sehnsucht Gott selbst am Werk ist, das er einen Lebensweg für mich bereit hält, den es zu entdecken und zu gehen gilt, zu meinem Heil und zum Heil der Welt.
In diesem Glauben jeden Tag wachsam durch meinen Tag gehen und die Zeichen sehen, mit denen er mich führen will, das ist die Haltung, in der Gott seine Wunder durch uns vollbringen kann.
Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen auch im Namen des Pastoralteams
Reinhard Walterbach, Pfarrer, und Hartmut Sinnigen, Pastor

13. Sonntag im Jahreskreis 27./28. Juni 2009

Eingereicht von admin am 19. Jul 2009 - 14:17 Uhr

Am Montag, 29.06., feiern wir das Hochfest Peter und Paul. Es ist fast unglaublich und erschreckend, was Jesus dem Petrus zumutet, aber auch zutraut. Auf einen ganz normalen Menschen baut und vertraut Jesus. Sein Handeln hat Konsequenzen für das Reich Gottes. Wenn wir die Zusage an Petrus (Mt 16,13-19) einmal auf uns alle beziehen, erschließt sich ihr tieferer Sinn und ihre große Herausforderung.

Gottes Geist, seine Kraft und seine Liebe leben immer schon in uns und können nur durch uns Gestalt annehmen. Jesus baut genauso auf uns wie auf Petrus und Paulus.

Es ist ja nicht so, dass wir uns hier auf Erden ein wenig anstrengen, aber ob und wie das Reich Gottes kommen wird, das kommt dann nicht mehr auf uns an. Nein, unser Tun hat Konsequenzen für das Reich Gottes. Und Jesus nimmt ernst, was wir tun, korrigiert es nicht einfach weg.

Wenn wir an die Größe Gottes in uns glauben und ihr Raum geben, wenn wir diesen ungeheuerlichen Auftrag - im Vertrauen auf den Mensch gewordenen Gott und seine Gegenwart in uns und unter uns - annehmen, dann haben wir damit den Schlüssel zum Himmel in der Hand.

Der Himmel, der dort beginnt, wo Menschen miteinander leben und lieben, wo sie begreifen, dass sie miteinander zu einem großartigen Leben aus Gott berufen sind.

Für die Nachfolge des Petrusamtes gilt ein Satz des Paulus: Ich will Gott mehr trauen als den Menschen, vor allem mehr als mir und meinen Stimmungen und Ansichten. Ich will den Verheißungen trauen, die Gott mich hat wissen lassen durch die Propheten, durch Jesus, durch die Zeugen der Kirche, die ihr Festhalten auch in der Anfechtung nicht bereut haben. - Petrus und Paulus sind wie Fels und Feuer: Urgestein der Kirche, das nicht zur Ruhe kommt.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Hartmut Sinnigen, Kaplan


Pfingsten - 30./31. Mai

Eingereicht von admin am 29. Mai 2009 - 20:39 Uhr
Es war einmal in Deutschland. Dort löste die steigende Arbeitslosigkeit und die endlose Reformdiskussion eine depressive Stimmung unter der Bevölkerung aus.

Überall? Nein, denn eines Tages ging ein zaghafter Ruck durchs Land. Einige Christen erinnerten sich an das erste Pfingstfest, bei dem die Jünger aus ihrer Hoffnungslosigkeit gerissen wurden. Sie glaubten: Das, was damals half, muss doch auch den Menschen heute helfen. Und sie beschlossen, im Geiste Jesu einen neuen Aufbruch zu wagen.

Zuerst überlegten sie, was das Leben wirklich wertvoll macht. Dann zogen sie erste Konsequenzen und hörten auf, die Lebensqualität allein nach Leistung, Erfolg und Geldbeutel zu beurteilen.
Allmählich wurde ein frischer Wind spürbar. Das machte ihnen Mut, noch stärker aktiv zu werden und auch Ungewohntes zu wagen.
Neue Hoffnung und eine ganz andere Zufriedenheit breiteten sich langsam, aber unaufhaltsam aus. Immer mehr wurden davon angesteckt.
Und wenn wir uns jetzt von diesem Geist anstecken lassen, dann weht er auch noch heute. Frohe Pfingsten!

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pastor, und Hartmut Sinnigen, Kaplan


Aktueller Sonntagsbrief von Pfingsten - 30./31. Mai
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