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Gemeinde St. Maria Frieden

Gemeinde St. Maria Frieden: Ferienlager der Jugend von Maria Frieden Harderberg in Saerbeck (1.8.- 8.8.2014)

Eingereicht von nj am 12. Nov 2014 - 07:43 Uhr

- Eindrücke eines mitreisenden Familienvaters -
Personelle Veränderungen im Team der HA und das Angebot eines erfahrenen Küchenteams, bestehend aus Doris Pohlmann und Jutta Köhne, ließen mein Vorhaben Realität werden, einmal „Mäuschen“ zu spielen bei der Freizeitgestaltung unserer/meiner Kinder. Als Unerfahrener in Sachen Ferienlager wurde ich wohlwollend in die Küchen-Crew aufgenommen, um mit der erfahrenen „Frauschaft“, das Unternehmen „Saerbeck“ gemeinsam zu bestreiten. Der Kontakt zu den Kindern sollte aber nicht mein größtes Erlebnis werden. Vielmehr habe ich die Planung, den Ablauf und die Stimmung in einer „Großküche“ kennen- und schätzen gelernt. Allein die große Spülmaschine war mir als Internatsschüler in Handrup (vor über 35 Jahren!) in noch guter Erinnerung.
Die ersten Minuspunkte musste ich schon vor Abfahrt einstreichen, da ich den Großeinkauf für das Leib und Wohl der Kinder am Freitag, dem 1.8.2014, wegen meiner beruflichen Verpflichtungen nicht begleiten konnte. Die Küchenarbeit für gut 90 Personen (60 Kinder, 30 Erwachsene) erfordert eine exakte Planung und vor Allem den Abgleich mit Erfahrungen aus den Vorjahren. Jutta hatte alles handgeschrieben in „Kladde“ und in „Schönschrift“, wohl auch für den Fall ihrer Verhinderung, damit einer wie ich alles lesen kann. Der Speiseplan für die ganze Woche stand also fest. Auch Doris konnte sich aus gemeinsamen Ferienlagern mit Jutta auf die Aufzeichnungen verlassen.
In der Küche waren die Rollen schnell verteilt. Doris war “Chef“ am Herd, am Topf und am Konvektor, nicht so sehr an der Spülmaschine. Ich verliebte mich also recht flott in den Automatikspüler mit Handbrause. Außerdem fand ich großen Gefallen an den „Wischtüchern“, die nach korrekter Behandlung und Benutzung auf den stählernen glatten Flächen der Küchenherde und Schränke „schrien“. Eine weitere strategisch wichtige Position auf dem Feld der kulinarischen Bewährung war (für mich) die Fleischmaschine. Bereits nach dem ersten Abendessen machte mir keiner meiner Mitstreiter die Position an diesem „einarmigen Banditen“ streitig. Es dauerte ein paar Mahlzeiten, bis ich die „Heimtücke“ des Schneidegeräts, immer wieder Wurstscheiben verschwinden zu lassen, ausmerzen konnte. Sodann beherrschte ich den Wurstaufschneider souverän inkl. tägliche Reinigung. Jutta ist neben der protokollarischen Arbeit auch Spezialistin für Nachtisch und Gemüse, sie schnibbelte liebevoll die Schälchen mit Vitaminbomben, die von den Kindern stets komplett geleert wurden. Ich konnte unter Anderem auch dem Schokoladenpudding (natürlich mit Haut) nicht widerstehen.
Eine wichtige Funktion hatte auch der „KKD“ (Kinder-Küchendienst), eine täglich wechselnde Gruppe von Gruppenkindern mit ihrem Gruppenleiter. Zu ihren Aufgaben gehörte das Tischdecken, Auftragen der Speisen und Getränke und eben das Abräumen und das Abtrocknen. An ihrem Verhalten konnte ich die Vielfalt kindlicher Reaktionsweisen in fremder Umgebung mit z.T. ungewohnter Arbeit studieren. Auch die Gruppenleiter verstanden es, hier ihre manchmal verborgenen Stärken zu zeigen. Was gibt es Belebenderes an der Spülmaschine als das Absingen von gängigen Lieder nach Vorgabe von Buchstaben (von A bis Z)? Fazit der „Spültrupps“: keine Verletzung, nur eine Glaskaraffe ging zu Bruch.
Wenn nach den Mahlzeiten die Küche wieder hergerichtet war, begann für uns „Küchenbullen“ die Zeit der Muße. Wir konnten uns im Hinterhof unseres Feriendomizils auf Liegen in der Sonne erholen, unsere Mails „checken“ (wenn man sein Smartphone beherrschte) oder einfach den schwarz- und braunbunten Rindern beim Grasen zusehen, die z.T. flott unterwegs waren, wohin wusste keiner. Ein absolutes Highlight waren täglich drei „Früchteküchlein“, die wir aus guter Erinnerung an früheres Lagerleben bei einer Tasse Kaffee (Jutta pur, Doris mit Schuss Milch, ich mit Milch und Zucker) fast meditativ in uns aufnahmen. Keine Angst, die Kinder haben es nicht gesehen. Die waren dauerbeschäftigt durch das minutiös erarbeitete Programm der Lagerleitung.
Was macht ein Küchenteam am Abend? Eine indiskrete Frage? Den (eigenen) Kindern hinterherschnüffeln? Kontrollierende Blicke zu den Gruppenleitern? Nein. Wir haben die gemütliche Atmosphäre des Nachmittags auf den Abend ausgeweitet und uns nach Küchenputz in der Küche oder im Hinterhof bei einem Glas Wein Erholung vom Tag und Aussicht auf den kommenden Tag verschafft.
Wir Küchenbedienstete hatten unser Eigenleben dank der optimalem Kompetenzverteilung (2 Erfahrene 1 „Greenhorn“) rasch organisiert. Die Gruppenleiter hatten auch ihr Eigenleben, z.B. spät abends, wenn die Kinder schliefen, konnten wir am nächsten Morgen feststellen, dass die Bouletten oder der Braten im Kühlschrank einer beträchtlichen Dezimierung anheimgefallen war. Das bereitete uns allen, besonders unserer Chefköchin Doris viel Freude, den „Halfwassenen“ eine solche nächtliche „Atzung“ zu ermöglichen: Das hebt die Stimmung und macht stark für den folgenden Tag. Die Gruppenleiter hatten ihren eigenen Aufenthaltsraum, der von allen Kindern und Erwachsenen respektiert wurde. Natürlich mussten auch die erwachsenen Jugendlichen ihr Eigenleben wahrnehmen können. Wenn auch ihre Kondition bis weit in die zweite Nachthälfte reichte, war das nicht gleichbedeutend mit alkoholischen Exzessen. Diesbezüglich besteht eine gegenseitige Kontrollfunktion, die von unseren „Halbstarken“ wohl wahrgenommen wurde.
Wo nächtigte das Küchenteam? Ich wurde „isoliert“ auf einer Etage des Nebengebäudes untergrbracht. Ich hatte ein Zimmer, eine Toilette und ein Badezimmer für mich alleine (!). Die obere Etage dieses Nebengebäudes teilten sich Doris und Jutta mit vier Gruppenleitern. Über die Aufteilung ließe sich beim nächsten Mal reden.
Feste Bestandteile des Ferienlagers sind und waren der Besuch unseres Pfarrers Reinhard Walterbach und in seinem Gefolge ein Trupp des Kolpingvereins, der traditionsgemäß einen Grillabend mitgestaltet. Die von den Gruppenkindern mit ihren Leitern vorbereitete Messfeier, musikalisch kompetent begleitet, wurde unter freiem Himmel feierlich von Reinhard Walterbach zelebriert.
Einen besonderen Höhepunkt durften wir als Küchenteam erleben, als wir zum abendlichen Lagerfeuer mit Gruppenleiterrunde eingeladen wurden. Die Gruppenkinder wurden nach mehreren Gesangsdarbietungen in ihre Schlafstätten entlassen. Nach einer kurzen Rückschau auf den vergangenen Tag durch den Lagerleiter meldeten sich der Reihe nach die einzelnen Gruppenleiter und skizierten aus ihrer Sicht das Geschehen des Tages, Gelungenes und nicht Gelungenes, Auffälligkeiten bei den Gruppenkindern (Heimweh, Streitigkeiten, Krankheitsfälle). Klärende Absprachen über das Verhalten, Aufmunterung und Ausblick auf den nächsten Tag beendeten die Runde. Tolle entspannte Atmosphäre, Gänsehaut-Feeling, Stolz auf unsere Kinder: so haben wir diesen Abend erlebt. Und die Gewissheit, dass dies keine Vorführung für das Küchenteam (Eltern) war, sondern tägliche Routine mit einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein für die anvertrauten Kinder, lässt uns drei vom Küchenteam den pädagogischen Wert für die Kinder und auch für die Gruppenleiter erahnen.
Ich habe nicht die geringste Ahnung von dem „Treiben“ meiner Kinder im Ferienlager der letzten Jahre gehabt. Schlechtes Gewissen, hätte ich sie mehr unterstützen müssen? Erfahren sie genug Unterstützung durch ihre Pfarrgemeinde? Wissen die „Leute“, was hier so läuft? Sind es Selbstäufer? Sicher nicht! Es ist wie immer bei der Erziehung, das richtige Maß zu finden zwischen Unterstützung und Selbständigkeit, das dynamische Gleichgewicht zwischen Ordnung und Unordnung, zwischen Gehorsam und Ungehorsam zu zulassen.
Eine ganz persönliche Note erlebte ich in meiner Eigenschaft als Arzt, man kann den Beruf nicht einfach leugnen, wenn ein Beschwerdebild zu klären ist. Für die kleinen Zipperlein war ich gerüstet (vorbeugende Salbe/Spray gegen Mückenstiche, antiallergische Creme, Schmerzmittel, Verbandsmaterial, Zeckenpinzette, Desinfektionsspray), den speziellen Wunsch nach „Globuli“ gegen Halsschmerzen konnte und wollte ich jedoch nicht erfüllen. Drei Zeckenbisse wurden mir vorgestellt. Zwei kamen mir vor der Extraktion schon spontan entgegen. Ein Kind hatte sich beide Handgelenke „gestaucht“, zu meiner Überraschung waren beide Handgelenke gebrochen. Nach Information der Eltern und initialer Behandlung im nächsten KH mittels Unterarm-Gipsschiene bds. konnte der kleine Patient die Ferienwoche ohne größere Einschränkung fortsetzen.
Zum Schluss möchte ich mich bei Doris und Jutta bedanken, dass sie mir die Teilnahme im Küchenteam ermöglicht haben, im Namen aller Eltern möchte ich mich besonders bei den Gruppenleitern für ihre anspruchsvolle, verantwortungsbewusste und vorbildliche Betreuung aller Kinder bedanken.
In der Hoffnung auf ein nächsten Mal
Für das Küchenteam
Dr. Heinrich Tasche